PRANAHAUS-INTERVIEW MIT MICHAEL ALLGEIER

PranaHaus: Seit Jahren erfreut sich Ihr Jahreskalender größter Beliebtheit bei unseren Kunden. Wie kam es zu dieser Idee?

Ich hatte damals mit „Allgeiers Astrologisches Jahresbuch“ die Idee, einen astrologischen Kalender zu schaffen, wie es ihn früher gab, in den Zeiten, in denen die Astrologie noch als „Königin der Wissenschaften“ verehrt wurde. Ich wollte an diese Tradition anknüpfen und einen vor allem sehr lebensnahen astrologischen Ratgeber schaffen. Ich hatte dabei immer den Menschen im Auge, wollte die Astrologie nicht neu erfinden, aber so umsetzen, dass sie verstanden und genutzt werden kann. Mit der Astrologie leben, heißt für mich auch im Einklang mit der Natur, dem Kosmos und sich selbst zu leben. Unsere Leser spüren, dass wir authentisch arbeiten, dass wir auch selbst davon überzeugt sind, was wir schreiben. Das ist die Basis unseres Erfolgs und das unterscheidet uns auch von vielen anderen astrologischen Veröffentlichungen.


Wie unterscheidet sich Ihr Jahresbuch von den Horoskopen in Zeitschriften und Tageszeitungen?

Ein Horoskop nach Sternzeichen ist und bleibt ein Kompromiss und kann eine persönliche Beratung mit dem individuellen Geburtshoroskop niemals ersetzen. In den Sonnenhoroskopen unseres Kalenders beachten wir aber immerhin die einzelnen Geburtstage und beschreiben die unterschiedlichen Planeteneinflüsse auf deren Geburtssonne. Damit wird unser Sonnenhoroskop sehr konkret, was die Geburtssonne betrifft. Sicher kann man an dieser Stelle anmerken, dass die Geburtssonne auch nur ein Faktor unter vielen im individuellen Geburtshoroskop ist. Das stimmt, wenngleich wir bedenken sollten, dass unsere Sonne auch eine überragende Bedeutung in unserem individuellen Horoskop hat, da sie ja mit unserer Lebens- und Entfaltungskraft zu tun hat. So gesehen ist unser Jahresbuch-Horoskop ein Kompromiss, mit dem wir leben können. Menschen, die es genauer wissen wollen, buchen ohnehin eine persönliche Beratung beim Astrologen. Die üblichen Zeitungshoroskope sind reine Erfindung, dienen eigentlich nur der Unterhaltung und werden vielfach von Journalisten geschrieben.


Was treibt Sie an, da immer weiterzumachen?

Astrologie ist mein Beruf und meine Leidenschaft. Ich bin froh und dankbar dafür, dass ich davon leben kann, und hoffe auch, dass das noch lange so bleiben wird. Ein großes Vorbild von mir ist in dieser Hinsicht mein Vater Kurt Allgeier, der dieses Jahr 87 Jahre alt wird und immer noch tätig ist – Bücher schreibt und astrologische Beratungen macht. Es ist einfach immer spannend, in Horoskopen zu forschen, die aktuellen Planetenkonstellationen zu beobachten usw. Astrologie ist niemals langweilig, da man niemals auslernt. Astrologie erlaubt unglaublich tiefe und verblüffende Einblicke in das Leben, in Menschen, Schicksale und Geschehnisse. Und das überaus konkret.


Die meisten Menschen glauben nicht daran, dass die Planeten unser Leben beeinflussen! Astrologen können jedoch feststellen, dass die Astrologie funktioniert. Wie ist das zu verstehen?

Ich kann das sehr gut akzeptieren, wenn jemand sagt, dass er nicht an Astrologie glaubt. Glauben und etwas wissen ist ja auch ein großer Unterschied. Wenn mich jemand fragt, ob ich an Astrologie glaube, antworte ich: Nein, ich weiß, dass die Astrologie funktioniert. Ich mache ja auch tagtäglich meine Erfahrungen mit ihr. Der vielleicht berühmteste Dichter aller Zeiten, Johann Wolfgang von Goethe, war nicht nur ein glühender Verehrer der Astrologie, er kannte sich in ihr auch bestens aus. Das ist Fakt. War er ein Mensch, der sich alles eingebildet hat, genau so wie die vielen großen Geister der Geschichte, die sich mit Astrologie beschäftigt haben? Ich behaupte, wer selbst Erfahrung mit der Astrologie und einem ernsthaften und erfahrenen Astrologen macht, wird ihren Wahrheitsgehalt erkennen. Das Problem ist heute, dass Astrologie mit naturwissenschaftlichem Denken und Prüfen nicht erfasst werden kann, da die Astrologie eine völlig andere, totemistische Sprache spricht. Nicht erklären können sich Astrologen allerdings, warum die Astrologie funktioniert. Es gibt drei unterschiedliche Theorien darüber. Die erste besagt, dass die Planeten einen direkten Einfluss auf uns haben, so wie ja auch der Mond starken Einfluss auf Ebbe und Flut und das gesamte Wachstum in der Natur hat. Die zweite Theorie spricht von den Sternen als Himmelsuhr, die zwar nicht das Schicksal auf der Erde gestalten, aber es anzeigen, ganz ähnlich wie die Uhr die Zeit anzeigt, aber eben nicht macht. Die dritte Theorie ist die Projektionstheorie, wie sie etwa der berühmte Tiefenpsychologe C.G. Jung vertrat, der die Astrologie nutzte, um seinen Klienten schneller näherzukommen und sie besser zu verstehen. Sie besagt, dass wir unser inneres Wissen, das jeder Mensch besitzt, in die Sterne hineinprojizieren. Ich bin ein Anhänger der ersten Theorie, der Einflusstheorie, auch wenn der aktuelle Wissensstand besagt, dass man keinerlei Einfluss oder Schwingungen von den Planeten unseres Systems messen kann. Es ist meiner Meinung nach mehr eine geistige Energie, die von den Planeten ausgeht, ähnlich wie homöopathische Gaben.


Astrologen nehmen an, dass jeder Mensch genau zu dem Zeitpunkt geboren wird, an dem die zu ihm passende Planetenkonstellation herrscht. In ‚Autobiografie eines Yogi‘ von Paramahansa Yogananda lesen wir in dem Kapitel ‚Wie man die Sterne überlistet‘: „Ein Kind wird an dem Tag und zu der Stunde geboren, da die Strahlen der Gestirne mit mathematischer Genauigkeit seinem individuellen Karma entsprechen. Sein Horoskop ist also eine herausfordernde Darstellung seiner unabänderlichen Vergangenheit und der sich wahrscheinlich draus entwickelnden Zukunft“, d.h., ein Astrologe kann dies aus dem Geburtshoroskop herauslesen?

Genau so sehe ich das auch. Ich bin ein großer Anhänger von Yogananda und seinem Meister Sri Yukteswar. Ein Mensch oder auch ein Tier können sich nur in dem Augenblick inkarnieren, in dem die gesamte Natur so beschaffen und der Sternenhimmel, wie Yogananda sagt, so angeordnet ist, wie es dieser Seele entspricht. Die Natur und der Kosmos bereiten den individuellen Weg, um sich auf der Erde zu verwirklichen. Das Geburtshoroskop spiegelt unseren Charakter und unsere Anlage wieder, es ist gleichzeitig aber auch die Endabrechnung, das Zeugnis des letzten Lebens. Es spiegelt die Vergangenheit wider und ist gleichzeitig die Basis für das Jetzt, weist uns den persönlichen Weg in die Zukunft. Es erzählt von früheren Leben, von dem Glück, das wir uns erworben haben, und von den Blockaden, die wir geschaffen haben und die sich im Jetzt in schwierigen Lebenssituationen widerspiegeln können. Gleichzeitig deutet es aber immer auch den Ausweg aus schwierigem Karma, die Hoffnung und den Weg an, den wir jetzt gehen sollten. Das erscheint vielen unglaublich, aber es ist wahr.


Ist der Charakter bei der Geburt schon vorbestimmt?

Ja klar, auf jeden Fall. Es kann nur die Seele kommen, die auch zum aktuellen Sternenhimmel passt. Und der Sternenhimmel im Augenblick unserer Geburt spiegelt ja aus astrologischer Sicht unseren Charakter wider. Man kann die Schöpfung auch durch Kaiserschnitt nicht austricksen. Auch dieser vom Menschen manipulierte Geburtsaugenblick ist kein Zufall und gehört zum gesamten Plan Gottes. Das ist meine feste Überzeugung.

Haben wir einen eigenen Willen oder ist unser Schicksal vorherbestimmt? Bei astrologischen Prognosen begibt sich der Astrologe auf das Feld der Schicksalsdeutung. Kann man demnach annehmen, dass unser Schicksal vorherbestimmt ist?

Wenn man die Geschichte der Astrologie betrachtet, wird man feststellen, dass man in der Astrologie immer von der Willensfreiheit des Menschen ausgegangen ist, zumindest die meisten bedeutenden und ernst zu nehmenden Astrologen taten das. Im 13. Jahrhundert machte der berühmte Kirchenmann Thomas von Aquin die legendäre und bis heute gültige Aussage: „Die Sterne zwingen nicht, aber machen geneigt.“ In diesem Satz ist bereits alles enthalten, was für die Astrologie Gültigkeit hat. Natürlich wurde zu allen Zeiten diskutiert, wie groß die Willensfreiheit des Menschen ist und wie stark die Zwänge, seinen Neigungen zu folgen. Was die Zukunft betrifft, gestalten wir unser Schicksal aber immer selbst, da wir durch unsere Bewusstheit ja auch gegen unsere Neigungen, vor allem die schlechten, angehen können. Aber auch hier ist wieder die Frage: Wie groß ist unsere Bewusstheit? Man kann wohl behaupten, dass, je weniger bewusst ein Mensch lebt, desto mehr wird er Opfer seiner direkten Umgebung und seiner planetarischen Einflüsse. 


Kann die Astrologie konkrete Ereignisse vorhersagen?

Nein, wir können immer nur auf Themen, Aufgaben und Gefahren hinweisen, die auf uns zukommen. Manchmal kann ein erfahrener Astrologe allerdings durchaus von einer großen Wahrscheinlichkeit sprechen, dass das eine oder andere Ereignis eintrifft. Nehmen wir an, ein Mensch besitzt eine gewalttätige Anlage, die er nicht in den Griff bekommt. Bekommt er dann zu einem bestimmten Zeitabschnitt zusätzlich einen oder gar mehrere spannungsvolle Planeteneinflüsse, die diese Anlage ansprechen, muss man davon ausgehen, dass er in dieser Zeit wieder ausrastet. Aber hundertprozentig ist nichts. Jeder Mensch hat zu jeder Zeit die Chance, durch Einsicht und Erkenntnis sich gegen niedere Neigungen und Emotionen zu entscheiden und damit sein Schicksal positiv zu beeinflussen.

Haben die Planetenkonstellationen auch Einfluss auf das Weltgeschehen? Wie wird es mit unserer politischen Situation weitergehen?

Ja natürlich, die Planetenkonstellationen prägen die Zeit und haben damit auch einen Einfluss auf das Weltgeschehen. Nehmen wir die aktuelle Situation mit dem Flüchtlingsthema. Saturn steht derzeit in einem Spannungswinkel mit Neptun. Ein Aspekt, der uns übrigens auch noch weite Teile 2016 begleiten wird. Schon einmal spielte dieser Aspekt Geschichte, und zwar am 9. November 1989. Damals standen Saturn und Neptun in einer sogenannten Konjunktion am Himmel, und zwar im Steinbock. Saturn steht für die Mauer, die Begrenzung, Neptun für die Auflösung, die Entgrenzung. Damals fiel die Mauer, die innerdeutsche Grenze löste sich auf. Heute wird unsere Grenze von außen überschwemmt und wieder steht eben Saturn in Spannung zu Neptun, diesmal übrigens in den religiösen Zeichen Schütze und Fische. Allein daran kann man schon ersehen, dass damit auch unterschiedliche kulturelle und religiöse Ausrichtungen zu Spannungen führen, mit denen wir konfrontiert werden, die wir bewältigen müssen. Nimmt man jetzt das Deutschland-Horoskop und schaut nach, was sich speziell da gerade tut, dann wird man erkennen, dass unsere Gesellschaft vor einem fundamentalen Umbruch steht – durch die Integration der Immigranten, aber auch durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema, das in zwei große Lager zu spalten scheint. Angezeigt wird das fachlich durch den Pluto-Transit im 4. Haus des BRD-Horoskops, Synonym für die Heimat, der von dort einen fast unversöhnlichen Winkel zum Geburtsmond, Synonym für das Volk, bildet. Was wir aus diesem Thema machen, ist unsere Sache. Sehen wir die Integration der Flüchtlinge als Chance oder als Bedrohung? Folgen wir unseren Idealen oder unseren Ängsten? Es geht jeden von uns an. Unser Schicksal und die Geschichte schreiben wir selbst.


Wobei kann die Astrologie dem Menschen konkret helfen?

Die Astrologie kann Probleme, innere Blockaden, aber auch Chancen und Perspektiven im Geburtshoroskop eines Menschen erkennen. Sie kann, um es einmal besonders schön auszudrücken, das Licht der Erkenntnis bringen, indem sie die Augen für innere und äußere Zusammenhänge öffnet. Das Horoskop erzählt von Verwundungen in der Kindheit wie von großen persönlichen Talenten, die ein Mensch vielleicht noch gar nicht entdeckt hat. Das ist ihre große Chance. Was sie nicht kann, ist einen Menschen zu therapieren. Man kann die Astrologie aber auch für seine Lebensgestaltung nutzen, indem man sich etwa entsprechend gute Daten für den Zahnarzt, für Bankbesuche, für Dates, Verhandlungen usw. aussucht. Man kann dem Schicksal damit schon ein bisschen auf die Sprünge helfen.


Warum ist die Astrologie bisher noch nicht wissenschaftlich bewiesen?

Sie wird niemals durch die Naturwissenschaft bewiesen werden können. Der Versuch, dies zu tun, spiegelt ein großes Missverständnis wider. Die Astrologie hat eine völlig andere, bildhafte Sprache. Man denkt in Analogien, das sind Entsprechungen, und spricht auch vom „senkrechten Weltbild“. Das heißt, ein Prinzip bzw. eine Wesenheit findet ihren Ausdruck in Personen, Pflanzen, Materialien, Orten, Gegenständen, Gegenden usw. – eben „senkrecht“ durch die Natur, durch das Leben. Mars etwa ist dem Kampf, dem Krieger, dem jungen Mann, dem Wolf, Dornensträuchern, dem Hämatit, Eisen, der Farbe Rot etc. zugeordnet. Alle diese Zuordnungen haben eine innere Verbindung zueinander. Diese zu begreifen, heißt die Sprache der Astrologie zu verstehen. Sie ist, um es noch einmal deutlich zu sagen, völlig anders als unser kausales, auf konkreten Beweisen aufgebautes naturwissenschaftliches Denken.


Haben Sie bereits ein neues Projekt?

Ja, ich arbeite gerade an einem Buch über die schwierigen Aspekte und ihre Bewältigung. Die Spannungen in uns sind das, was uns antreibt, und sind deshalb besonders interessant.


Wollen Sie unseren Kunden und Ihren Lesern noch eine persönliche Botschaft mit auf ihren Weg geben?

Wenn Sie sich mit spirituellen Themen und Astrologie beschäftigen, ist es ganz wichtig, dass Sie dabei immer auf Ihre eigene innere Stimme und Ihr Gefühl vertrauen. Nur das zählt und wird Sie auf den richtigen Weg, auf Ihren Weg führen.

Ganz herzlichen Dank, Herr Allgeier, dass Sie sich Zeit genommen haben, uns ein wenig in die Geheimnisse der Astrologie einzuführen.